Was kann VR, das andere Medien nicht können?

Virtual Reality (VR) hebt sich durch seine einzigartige Immersion von anderen Medien ab. VR versetzt den Nutzer in vollständig interaktive 3D-Umgebungen, die es ihm ermöglichen, sich mitten in einer Simulation oder einem Erlebnis zu befinden, statt es nur passiv zu betrachten.

1. Echte Immersion erzeugen

VR-Benutzer fühlen sich, als wären sie tatsächlich Teil der digitalen Welt, was ein viel intensiveres Erlebnis bietet als traditionelle Bildschirme. Immersion kann man anhand eines Beispiels am besten beschreiben:

In einem wissenschaftlichen Experiment wurden Herzschlag und Hautfeuchtigkeit gemessen, während die Probanden eine Simulation sehen, in der man einen Weg entlang geht. Der Weg führt einen Berg hinauf. Als die Teilnehmer diese Simulation an einem Monitor beobachtet haben, wurden keine Veränderungen in den Messwerten festgestellt. Als sie dieselbe Simulation mit einer VR-Brille erlebten, haben sich Herzschlag und Schweißentwicklung erhöht, da sich der Körper auf die Anstrengung vorbereitet hat.

Das Experiment zeigt, dass man mit der VR-Brille das vegetative Nervensystem beeinflussen kann (also Körperfunktionen wie Herzschlag oder Hormonausschüttung, die man nicht bewusst steuern kann). Besonders extrem wird es, wenn man Phobien triggert: Höhenangst, Raumangst, soziale Ängste oder Angst vor Spinnen zum Beispiel können in einer VR-Simulation angesprochen werden und heftige körperliche Reaktionen auslösen. VR wird zur Behandlung bereits erfolgreich eingesetzt. Dies sind extreme Beispiele, aber sie zeigen die Wirkung, die der Einsatz von Virtual Reality haben kann. Genau so kann man auch das Belohnungssystem ansprechen und positive Gefühle auslösen (siehe unseren Artikel Kann VR süchtig machen?).

Kein anderes Medium kann so sehr Immersion erzeugen, wie die VR (und verwandte Technologien wie AR und MR).

2. Raumgefühl und Präsenzgefühl erzeugen

Während traditionelle Medien wie Videos zweidimensional sind, bietet VR ein echtes Raumgefühl, beziehungsweise ein Präsenzgefühl. Auch ein 3D-Film (z.B. im Kino) kann einen räumlichen Eindruck vermitteln. Aber die Wahrnehmung in einem 3D-Film bleibt immer noch die eines passiven Betrachters. In der VR-Simulation vermitteln die Objekte den Eindruck, dass sie eine Masse hätten und Dich beeinflussen könnten. Du wirst z.B. instiktiv Objekten ausweichen, die auf dich zu kommen.

Du kannst Objekte aus allen Blickwinkeln betrachten, um sie herum gehen und sie manipulieren. Dies ermöglicht es dem Nutzer, sich in einem Raum frei zu bewegen und mit der Umgebung zu interagieren, was das Erlebnis realitätsnäher und greifbarer macht​, als es eine Simulation oder ein Film am Monitor erreichen könnte.

3. Fokussierung auf Details ermöglichen (Cocktail-Party-Effekt)

VR erlaubt es, ähnlich wie in der realen Welt, den Fokus auf bestimmte Sinneseindrücke zu legen. Ein gutes Beispiel dafür ist der sogenannte Cocktail-Party-Effekt: In einer lauten Umgebung (z.B. auf einer Party oder einer Messe) kann man sich auf eine einzelne Stimme konzentrieren und dieser gut folgen. Das menschliche Gehirn ist in der Lage, sich auf eine einzelne Geräuschquelle zu konzentrieren und alle Hintergrundgeräusche zu ignorieren. Das Gehirn ist dafür auf akustische Mechanismen unserer Ohrmuschel angewiesen, weshalb der Cocktail-Party-Effekt bei Menschen mit Hörgerät nicht funktioniert. Auch in Videokonferenzen ist es nicht möglich, sich auf eine einzelne Person zu konzentrieren, sobald zwei gleichzeitig sprechen. Oder ein weiteres Beispiel: Nimm mal in einer Kneipe ein Statement von Deinem Gegenüber auf: Während Du die Person real gut verstehen, wird das Statement auf der Handyaufnahme im Hintergrund verschwinden.

Eine VR-Simulation kann die Mechanismen der menschlichen Ohrmuschel simulieren und den Cocktail-Party-Effekt nutzbar machen. So können mehrere Gespräche zeitgleich im selben virtuellen Raum stattfinden.

4. Natürliche Kommunikation im Raum ermöglichen

In VR können mehrere Personen gleichzeitig sprechen, ohne dass das Gesprochene unverständlich wird, wie es oft in herkömmlichen Videokonferenzen der Fall ist. Neben dem Cocktail-Party-Effekt kann sich eine Teil der Gruppe in einen anderen Teil des virtuellen Raumen zurückziehen und ihre persönliches Gespräch führen und zeitgleich visuell mit dem Rest in Kontakt bleiben.

Fazit

Es gibt noch zahlreiche weitere Mechanismen, die nur die Immersiven Medien beherrschen. Aber diese Beispiele zeigen bereits das enorme Potenzial, das Virtual Reality bietet. Diese Eigenschaften machen VR zu einem leistungsstarken Tool für Schulungen, Meetings und Präsentationen, in denen realitätsnahe Erlebnisse entscheidend sind.

Verweise